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Theaterkritik – „Maria Stuart“ vom LK Deutsch

Im Zuge der Unterrichtsreihe zum Drama „Maria Stuart“ hat sich der Deutsch LK mit der Inszenierung des „Deutschen Theater Berlin“ befasst. Da sich alle Schüler*innen im „Homeschooling“ befanden, galt es als Aufgabe, sich die zweistündige Aufführung anzusehen. Im Folgenden wird jene Inszenierung kritisch beäugt und anhand von Pro- und Kontraargumentationen bewertet.

„Maria Stuart heißt jedes Unglück, das mich niederschlägt.“, ruft die verzweifelte Elisabeth aus.

Denn das gleichnamige Stück „Maria Stuart“ handelt von der schottischen Adligen, welche beschuldigt wird, den Tod ihres Mannes mitveranlasst zu haben. Da die katholische Kirche sie als unehelich gezeugt ansieht, fürchtet sie die Geltendmachung von Marias daraus resultierenden Thronansprüchen, als diese nach England flüchtet. Die Handlung spielt binnen eines Zeitraums von drei Tagen und nach bereits neunzehnjähriger Gefangenschaft Marias. Das ursprüngliche Stück wurde von Friedrich Schiller verfasst und 1800 am Jenaer Hoftheater uraufgeführt. Die Adaption stammt aus der Feder von Anne Lenk und wurde in Berlin Ende 2020 inszeniert.

Die Neuinszenierung ist zu einem großen Teil dramengerecht geschrieben und orientiert sich, auch sprachlich, stark am Original, obgleich es teils moderne Elemente in Form von Kleidung und Bühnenbild aufgreift. Eben diese neuen Elemente sind jedoch oft nicht gelungen, da sie keiner Einheitlichkeit entsprechen. So trägt Mortimer eine College-Jacke mit dem Aufdruck „M“ und Maria im späteren Verlauf eine Krawatte mit Bluse und Hosenanzug.

Nichtsdestotrotz kann das Bühnenbild dem Zuschauer nichts als pure Faszination entlocken. Die Kisten dienen wie ein Katalysator, der Handlung. Mit dem Bruch mit gängigen Symboliken des Theaters, legt die Inszenierung einen besonderen Fokus auf den Inhalt, welcher infolgedessen zu einem langanhaltenden Theatererlebnis mit Nachdenkpotential führt.

Hierbei ist jedoch nicht zu vernachlässigen, dass viele Symbole und metaphorische Andeutungen, für Unwissende, kaum zu entschlüsseln sind. So stellt sich noch nach der Aufführung die Frage, welcher Funktion beispielsweise die Pappmaché-Köpfe dienen. Generell findet sich schwer eine logische Erklärung für die teilweise Entfremdung der Charaktere von ihren ursprünglichen Verhaltensweisen. So leckt Maria an Wänden, Mortimer, der von Schiller wie ein treuer Untertan vorgestellte Nebencharakter, wird als post-pubertierender sexualtriebgeleiteter Scharlatan dargestellt. Das ekelt an, irritiert und tut vor allem eins: Anecken.

Genau das ist der Inszenierung jedoch auch zugute zu halten. Denn, wer künstlerisch aneckt, gibt Anreize für erhitzte thematische Debatten. Und das sollte die oberste Maxime jedes künstlerisch Schaffenden sein. Wer provoziert, bleibt im Gespräch und lenkt Aufmerksamkeit auf sich. Genau diese Aufmerksamkeit hat das Theater dringend nötig, insbesondere, wie man heutzutage so schön zu sagen lobt: „In Zeiten von Corona“.

Abschließend ist der Neuaufführung ein Lob auszusprechen. Die Darsteller leisten ganze Arbeit und lassen auf Zeiten hoffen, in denen man ihnen von Angesicht zu Angesicht zuweinen, zulachen und zujubeln kann. Es ist längst nicht alles gutzuheißen oder gar lobend zu erwähnen, dennoch setzt das Stück genau an der richtigen Stelle an und berührt, ohne auch nur für eine Sekunde zu langweilen.

Ein Erlebnis!

Verfasst von Melisa B., Luca G., Renée L., Michelle R. und Marie T.