Passend zum Semesterthema „Literatur im 19. Jahrhundert“, war der Deutsch LK mit Frau Vorberg am 20. November 2023 im deutschen Theater, um „Woyzeck.Interrupted“ anzusehen.
Julia und Neele haben einen Bericht verfasst.
Kurz vorab: Das Drama „Woyzeck“, von Georg Büchner, handelt von einem Soldaten namens Franz Woyzeck. Er selbst gehört zum Proletariat und wird aufgrund seiner Armut und mangelnden Bildung von Menschen der Obrigkeit ausgenutzt und gedemütigt. Im Zuge dessen, entwickelt er Wahnvorstellungen, die Auswirkungen auf den Handlungsverlauf haben. Zudem hat er eine Geliebte namens Marie und einen unehelichen Sohn namens Christian, da eine Heirat aus finanziellen Gründen unerschwinglich für die beiden ist. Aufgrund dessen, dass Marie vom finanziellen und sozialen Aufstieg träumt und sich den Wahnvorstellungen Woyzecks nicht länger hingeben kann, betrügt sie ihn mit dem sozial und finanziell besser gestelltem Tambourmajor.
Die Inszenierung, die wir im Theater sahen, zeigt deutliche Unterschiede in der Interpretation und Aufmachung. So ist die Inszenierung modern und spielt im 21. Jahrhundert. Des Weiteren ist wichtig zu nennen, dass Marie eine deutlich wichtigere Rolle einnimmt. Das Theaterstück ist eine Zwei-Personen -Aufführung, bestehend aus den beiden Protagonisten Marie und Woyzeck, wobei Woyzeck auch als Antagonist angesehen werden kann.
Kern des Theaterstücks ist, anders als im Drama, die Thematisierung von Gleichberechtigung, Feminismus und toxischer Männlichkeit.
Besonderheiten sind zum einen, dass zwischen den Szenen, immer reale Fallbeispiele genannt werden, die zeigen sollen, dass häusliche Gewalt, bis hin zu Mord, nicht nur fiktiv sind, sondern tagtäglich geschehen. Zum anderen werden Abschnitte aus dem Drama teilweise rezitiert, um eine Parallele zum Drama herzustellen und um manche Szenen so unverfälscht wie möglich darzustellen. Als Letztes ist zu nennen, dass die Inszenierung Raum für eigene Interpretationen lässt. So wird der Mord beziehungsweise das Ende der Handlung in unterschiedlichen Versionen gezeigt, um sich selber eine eigene Meinung über das Ende zu verschaffen. Außerdem deuten die unterschiedlichen Ausgänge auf das Dramenfragment hin, da das Drama aufgrund des Todes Büchners, nie beendet werden konnte.
Abschließend halten wir als Leistungskurs fest, dass das Theaterstück authentisch und die Problematik der Handlung realistisch umgesetzt wurde. Dem Publikum wird deutlich, dass solche Fälle nicht nur fiktiv sind, sondern die Realität abbilden. Die Inszenierung weicht natürlich dem Handlungsverlauf des Dramas ab, dennoch ist die Interpretation nachvollziehbar, schlüssig und thematisch an das 21. Jahrhundert angepasst, wobei der Kern der Handlung, also die Lebensumstände Maries und Woyzecks, sowie die Unterdrückung und der Mord an Marie, unverfälscht bleiben.
Die Inszenierung lässt einen noch im Nachhinein darüber nachdenken und hat eine einprägsame Wirkung.